ION-Projekt der Katholischen Pfarrei St. Matthias lebt mit einem "Beben" weiter
Mit ihren Kunstwerken stellen fünf Künstlerinnen und ein Künstler die Verbindung zum Leidensweg von Jesus her
Fotos: Jürgen Grab

(jüg)Neuwied. Eine Woche lang gab es im Hinterhof-Gebäude eines leerstehenden Industrie- und Bürogebäudes in der Neuwieder Friedrichstraße diverse Werke der darstellenden Kunst zu sehen, die eindrucksvolle Abbilder innerlicher und äußerlicher Zerrissenheit erkennen lassen. Wie Oliver Seis, Kooperator der Katholischen Pfarrgemeinde St. Matthias Neuwied, erläuterte, stellte das ION- Team ein Kunstprojekt vor, das die aktuellen Geschehnisse in der Ukraine in einen künstlerischen Zusammenhang zum Leidensweg Jesu brachte. In einer von den ausstellenden Frauen und ihrem Kollegen angefertigten Ausstellungsbeschreibung nahmen an dieser Exposition in den Räumlichkeiten eines ehemaligen Firmengebäudes in der Friedrichstraße die Künstlerinnen Jana Siebert, Martine Seibert-Raken, Violetta Richard, Stefanie Schmeink und Katrin Wolf sowie der Künstler Matti Püschel teil, die allesamt das Thema "Beben - Kunst zur Karwoche" mit den unterschiedlichsten Stilmitteln bearbeitet haben. Als Grundfläche für ihre jeweiligen aussagekräftigen Werkarbeiten waren die kahlen Wände in den beiden leergeräumten Stockwerken dieses ehemals so belebten und voller Arbeitsintensität sprühenden Gebäudes "gerade gut genug", um diese "Kunst zur Karwoche" ins rechte Licht zu rücken.


Ein "Beben" der besonders intensiven und erschütternden Art erfolgte einstmals in der Region Judäa in Palästina als Jesus Christus ans Kreuz genagelt wurde. So heißt es in den drei Evangelien: "Von der Mittagsstunde an legte sich eine Finsternis über das Land, die drei Stunden dauerte. Um die dritte Stunde nach Mittag schrie Jesus auf: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen !" Bei "Matthäus" heißt es unter anderem weiter: "Da riss der Vorhang im Tempel von unten bis oben entzwei, die Erde bebte und die Felsen spalteten sich". Diesen biblisch- historischen Hintergrund nahmen der Künstler, die Künstlerinnen zum Anlass ihre jeweiligen Intentionen bildnerisch darzustellen. Dabei haben die Organisatoren mit dieser experimentellen Exposition und dem verwendeten Beben-Begriff auch an den Kreuzestod des Erlösers erinnern wollen und um gleichzeitig das aktuelle "Beben" infolge des russischen Überfalls auf das selbständige Ukraine in den Mittelpunkt ihrer unifarbenen- als auch grell-bunten Malerei-Schrift- und Installations-Kunst dazu stellen. Etwa 120 Gäste waren zum Ausstellungsfinale in das vormalige Schmitt-Gebäude gekommen, die dort einen interessanten Abend erlebten, der vom Kooperator der Katholischen Pfarrgemeinde Oliver Seis in informativer Weise moderiert wurde.


Farbenfrohe und monochrome Malerei, Fotografie, aussagekräftige Wandschriften und Objekte waren im früheren Firmengebäude zu sehen, die eindrucksvolle Einblicke in die Kunstwelten der exponierten Frauen und des Künstlers gewährten. Neben diesen Darstellungsweisen von Gedanken, Ereignissen und Erlebnissen hatte das ION-Team, immer unter dem Thema "KREUZbeWeg+", besondere Inspirationen zur Geltung gebracht. Nachdem Katalina Grotenhus aus Mainz bereits an Gründonnerstag ein komplettes Schlagwerk zum Erklingen gebracht hatte, folgte am Morgen des Karfreitags beim "KREUZbeWeg + II" die Darbietung der Suite V von Johann Sebastian Bach, gespielt von Caroline Steiner auf ihrem Cello. Am Abend dieses ereignisreichen Tages tanzte das Tanztheater Momentum die Choreografie zu "Fatres Arvo Pärt".

Es sangen Jan Friedmann, Lucia Jakob, Bettina Kraus, die zudem auf der Violine spielte. Jörg Rasbach begleitete die Sängerinnen auf dem Piano und im oberen Stockwerk musizierte Frank Rockenfeller, der das Saxofon spielte. Schließlich trugen Petra Frey, Violetta Richard, Stefanie Schmeink und Oliver Seis nachdenkenswerte Texte vor, die in diesen ehemaligen Firmenräumen besonders nachhaltig zur Geltung kamen.
Die Künstlerin Jana Siebert hatte das Bestreben aller ausstellenden Menschen insofern konkretisiert, in dem sie folgende Aussagen hierzu machte: "Mit meiner Kunst will ich das Beben, was vor 2000 Jahren die damalige Welt erschütterte, wieder ins Bewusstsein rufen. Gott hat in seiner Liebe die Trennung zwischen uns und ihm und schließlich den Tod selbst überwunden. In einer Welt, die von Egoismus und Einsamkeit geprägt ist, ist es wichtig, dass wir zurück zu Gott und zu der Einheit zurückfinden, in der die Trennung zwischen ihm und uns überwunden ist."


Oliver Seis vom Ion-Team zeigte sich im Nachhinein durchaus zufrieden mit den Rückmeldungen nach den Besuchen bei der Ausstellung. Gerne hätte er noch ausführlicher über mögliche Gedankenverbindungen zwischen Kunst und Glauben mit den jeweiligen Besuchern und Besucherinnen gesprochen. Wenn dies auch nur in Ansätzen gelang, so hatte er doch durchaus den Eindruck, dass viele Gäste entsprechende Gedanken zu dieser Thematik "mitgenommen" haben. In jedem Fall zeigte sich Seis überrascht und erfreut darüber, dass viele positive Gedanken hinsichtlich Kirche, Glauben und deren Verbindungen zur Kunst zur Sprache gekommen sind.

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