Engerser Geschichten:
Wappen und Wimpel der Preußischen Rheinprovinz
Die Farben von Engers.
Die Rheinprovinz (Rheinpreußen) war eine der Provinzen, die vom 22. Juni 1822 bis zur Auflösung nach dem Zweiten Weltkrieg den Staat Preußen bildeten und das Rheinland zwischen Bingen und Kleve umfasste. Sitz des Oberpräsidenten und der anderen staatlichen Verwaltungsbehörden für die Rheinprovinz war Koblenz. Der Verwaltungssitz für den Provinzialverband Rheinprovinz, eine Selbstverwaltungskörperschaft für überkommunale Aufgaben mit den Hauptorganen Landeshauptmann und Provinziallandtag, war Düsseldorf. Der nördliche Teil dieser Provinz liegt heute im LandNordrhein-Westfalen, der südliche in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Kleinere Teile gehören heute zu Hessen (ehemaliger Landkreis Wetzlar) und zu Belgien (ehemalige Kreise Eupen und Malmedy). Der ehemalige Regierungsbezirk Sigmaringen, Hohenzollernsche Lande, heute Baden-Württemberg, unterstand nur in Militärangelegenheiten dem Oberpräsidenten der Rheinprovinz.
Historisch ist das Rheinland vor allem durch das Römische Reich, die deutsch-französische Erbfeindschaft und die Industrialisierung geprägt worden.
Nach dem Wiener Kongress 1815 wurde der Staat Preußen durch die Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzialbehörden vom 30. April 1815 in 10 Provinzen eingeteilt. Aus den seinerzeit gebildeten beiden Provinzen Jülich-Kleve-Berg mit Sitz in Köln und Großherzogtum Niederrhein mit Sitz in Koblenz ging durch die Kabinettsordre betrifft Vereinigung der beiden Provinzen Jülich-Kleve-Berg und Großherzogtum Niederrhein zur preußischen Rheinprovinz am 22. Juni 1822 die Rheinprovinz hervor. Die beiden Fürstentümer Sigmaringen und Hechingen wurden 1850 als Hohenzollernsche Lande vereinigt und gehörten als preußischer Regierungsbezirk Sigmaringen ebenfalls zur Rheinprovinz. Sitz des Oberpräsidenten dieser preußischen Provinz, also der Provinzialregierung, war Koblenz. Das Oberpräsidium hatte dort zunächst seinen Sitz im ehemaligen Kurfürstlichen Schloss und ab 1911 in einem neubarocken Gebäude an der heutigen Stresemannstraße (jetzt Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord). Die Rheinprovinz gliederte sich in die 5 RegierungsbezirkeAachen, Düsseldorf (einschließlich des 1822 aufgelösten Kleve), Koblenz, Köln und Trier. Die Regierungsbezirke waren wiederum in Landkreise mit je etwa 30.000 bis 40.000 Einwohnern eingeteilt.
Das Gebiet der Rheinprovinz war nahezu geschlossen. Das Fürstentum Birkenfeld, später Kreis Birkenfeld, gehörte bis 1937 als Exklave zum Großherzogtum Oldenburg beziehungsweise Freistaat Oldenburg, bevor Birkenfeld im Rahmen des Groß-Hamburg-Gesetzes in die Rheinprovinz eingegliedert wurde. Eine weitere Enklave bildete von 1816 bis 1834 eine Exklave des Herzogtums Sachsen-Coburg, die 1819 zum Fürstentum Lichtenberg erhoben wurde. Lichtenberg wurde 1834 an Preußen verkauft, dem es seit 1830 in Zollunion verbunden war, und der Rheinprovinz eingegliedert. 1866 wurde das hessische Oberamt Meisenheim angegliedert. Die einzige Exklave der Rheinprovinz bildete bis 1932 der Landkreis Wetzlar.
Die politische und kulturelle Eingliederung der Rheinprovinz in den Staat Preußen war eine große Herausforderung. Schließlich war das Rheinland damals bereits sehr modern, was Industrie und Handel betraf, und das dortige Bürgertum war entsprechend selbstbewusst, während das übrige Preußen noch weitgehend agrarisch geprägt und der Vorrang des Adels noch unumstritten war. Außerdem war die Rheinprovinz mehrheitlich katholisch, was ebenfalls zu Vorbehalten gegenüber der neuen Obrigkeit führte.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Rheinland 1918 durch französische, belgische, britische sowie amerikanische Truppen besetzt; die letzten Besatzungstruppen räumten 1930 und damit fünf Jahre eher als der Friedensvertrag vorgesehen hatte, das Rheinland. 1936 setzte Hitler mit der deutschen Rheinlandbesetzung die Remilitarisierung durch. Mit dem Preußenschlag von 1932 wurde auch in der Rheinprovinz die Regierungsgewalt des Oberpräsidenten faktisch aufgehoben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der nördliche Teil der Rheinprovinz, die Regierungsbezirke Aachen, Düsseldorf und Köln zunächst als Nordrheinprovinz Teil der Britischen Besatzungszone und schließlich durch die Verordnung Nr. 46 der Militärregierung vom 23. August 1946 „Betreffend die Auflösung der Provinzen des ehemaligen Landes Preußen in der Britischen Zone und ihre Neubildung als selbständige Länder“ mit der ehemaligen PreußischenProvinz Westfalen zum Land Nordrhein-Westfalen vereinigt, um territoriale Fakten zu schaffen, da Frankreich nach dem Krieg die gesamte linke Rheinseite für sich beanspruchte.
Das südliche Gebiet mit den Regierungsbezirken Koblenz und Trier wurde Teil der französischen Besatzungszone. Es bildete für eine Übergangszeit zusammen mit den nassauischen Gebieten (Montabaur) die Provinz Rheinland-Hessen-Nassau, seit 1946 Hauptbestandteil des Landes Rheinland-Pfalz. In späteren Volksabstimmungen entschieden sich die Süd-Rheinländer und die ehemals bayerischen Pfälzer zum Erhalt des Status quo und damit für das Land Rheinland-Pfalz.
Die heutige Landesgrenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz entspricht zufällig ziemlich genau der relativ scharfen Dialektgrenze, die die Ripuarischen und Niederfränkischen Dialekte im Norden sowie die Moselfränkischen Dialekte im Süden voneinander trennt.
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