Die ev. Gemeinden Altwied, Feldkirchen und Heddesdorf erfolgreich zum Jubiläum 500 Jahre Luther
Neuwied-Altwied. Schon früh war die alte evangelische Kirche gut gefüllt. Scharen von Kinder in unterschiedlichen Gewändern liefen aufgeregt hin und her, so dass kaum ein Durchkommen war. So viel Leben wünscht man sich immer im Gotteshaus.


„Es ist angerichtet, in doppelter Hinsicht“, begann Pfarrer Tilmann Raithelhuber aus Heddesdorf und deutete auf den gedeckten Tisch.
Die ersten Kinder stritten sich spielerisch um einen Stock. Eines trug eine Eselsmaske; es war nicht brav gewesen. Während die Mutter die anderen zu Tisch rief, bekam der arme Junge mit der Eselsmaske im Stall nur Heu vorgesetzt. Strafe musste sein. Artig sprach die Familie das Tischgebet auf Latein. Schule und Lernen waren in Luthers Elternhaus wichtig aber Nichts für Mädchen. Ohne Strafe galten sie ohnehin als aussichtlos. Der Mönch Martin Luther, damals noch Jura-Student und grandios gespielt und gesungen von Jette Dunker, kam mit zu Tisch.


Schon hier in der ersten Szene erfolgte die erste Anspielung auf das Thema Luther und seine Thesen. Im weiteren Verlauf begreift Luther beim Bibelstudium, dass Gott nicht straft, sondern lieber liebt. Gott vergibt und lässt sich nicht durch irgendeinen kirchlichen Ablass kaufen.
Das Singspiel führte weiter durch Luthers Leben. Er sitzt auf der Wartburg und übersetzt das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche. Er will, dass alle Gottes Wort lesen können. Entsetzt kehrt er nach Wittenberg zurück, als er erfährt, was seine Thesen ausgelöst haben.
Er lässt sein Neues Testament auf Deutsch drucken. Und es wird vom Volk so schnell angenommen, dass die Druckereien gar nicht hinterherkamen. Er selbst verdient sich daran keine goldene Nase, sondern nur die Drucker bekommen Geld.


Ziemlich zum Ende wird die Tischszene wiederholt. Die gleiche Streiterei, die gleiche Eselsmaske, dieses Mal mit Martin Luther und seiner Frau Katharina als Eltern. Doch dieses Mal darf der Junge seine Maske abnehmen und am Essen teilnehmen. Es wird auf Deutsch gebetet. Und wieder ist das Thema Schule da. Aber es hat sich gewandelt. Jetzt weiß man, dass man ohne Angst besser lernt und auch Mädchen die Schule besuchen dürfen.


Das Singspiel endete verdient mit nicht aufhörendem, verdientem Applaus. Nicht nur die Kinderchöre und Musiker hatten Großartiges geleistet. Auch die Eltern hatten aufgebaut, die Kostüme gestaltet und ihren persönlichen Zeitplan geopfert, damit die drei Kinderchöre zusammen proben konnten. „Es war immer eine Hand da, wenn sie nötig war.“ Als Herz des Singspiels begann die bekannte und besonders in der Kinderarbeit erfolgreiche Chorleiterin Sabine Paganetti. Leider musste sie während der Proben pausieren. Ines Giegold übernahm ihre Aufgabe und dank der exzellenten Zusammenarbeit aller ging es weiter. Gekrönt wurde der christliche tätige Einsatz durch diese gelungene Darstellung.
Die Gemeinschaft pflegen konnte die Gemeinde in dem anschließenden Familienfest mit einer Luther-Rallye für die Kinder durch Altwied. Für das leibliche Wohl sorgten zahlreiche Kuchenspenden.
Wer das Kindermusical "Martin Luther" noch ein Mal genießen möchte, hat dazu eine Gelegenheit am Samstag, 23. September 2017. In Neuwied findet an jenem Tag dieses Jahr der Rheinische Kindergottesdienstag zur Reformation statt.

Fotos: Dorothea Müth - ev. Kirchenkreis Wied