Stühle sind langweilig? Von wegen!

Das beweist gerade die Ausstellung „Design im Wandel der Zeit“ in der StadtGalerie Mennonitenkirche und ganz besonders der bekannte Kunsthistoriker, Restaurator, Kunstsammler und -händler Sebastian Jacobi. Der Kunstsammler fasziniert und macht neugierig.

Er wirft Fragen in den Raum, wie „Warum haben sich die Bretter des Billi-Regals der ersten Produktion nicht durchgebogen“ oder „Was versteckt sich in der Roentgen -Kommode“.
Und nein, er hat diese Antworten an der Eröffnungsveranstaltung nicht verraten, aber er verspricht, dies auf den Führungen durch die Ausstellung zu tun.
Er verbindet das Alltägliche mit Spannung und lädt zum Hinsehen ein. Nicht ohne Grund, entdeckt man keine Beschreibungen an den Exponaten selbst, sondern nur die Jahreszahlen. Der Betrachter soll sich erst auf die Gegenstände einlassen, sie auf sich wirken lassen, bevor er näheres durch ausliegende Mappen erfährt.

Die Reden am Eröffnungsabend waren kurzgehalten, aber umso interessanter. Sebastian Jacobi und OB Ian Einig erklären in etwa: Design begleitet uns durch das ganze Leben. Die Designer selbst müssen einen Spagat zwischen Kunst und industrieller Machbarkeit bewältigen, und nur selten bekommen sie die gebührende Anerkennung dafür. Und doch begleiten uns einige Designs ein Leben lang und bleiben in Erinnerung.

Kultur und Design wandern durch die verschiedenen Länder, verändern sich, manche bleiben, manche verschwinden. So sind ehemals die Möbel von Roentgen aus Neuwied hinaus in die Welt gegangen, und z.B. das Design von Mies van der Rohe und das Bauhaus als Moderne nach Neuwied gekommen, wie man an der Deichkrone in Neuwied sehen kann.

Nichts ist vom Himmel gefallen, alles hat seinen Ursprung, der teils Jahrhunderte, Jahrtausende zurückliegt. Die Gegenstände in der Ausstellung können auch als eine Art Zeitkapsel betrachtet werden, die es zu entdecken gilt.
Man merkt Sebastian Jacobi bei seiner Rede die Begeisterung für Neuwied deutlich an, er meint, wir hätten hier in Neuwied und Rheinland-Pfalz einen Schatz an Kultur, dem wir uns gar nicht bewusst genug sein können.

links: Sebastian Jacobi, rechts. OB Ian EInig

Passend zur Eröffnung war auch die Musikbegleitung von Iwo Iwanov. Er stellte gekonnt Musik aus verschiedenen Epochen frei interpretiert gegenüber und sorgte so auch dazu, dass die Besucher der Eröffnung sich auch musikalisch auf die Ausstellung, die drei Jahrhunderte umfasst, ganz einlassen konnten.

Der Musiker Iwo Iwanov

Hier gibt es alle Fotos der Ausstellung: ➦ https://www.lebendiges-neuwied.de/modules.php?name=SiriusGallery&cat=466

Noch ein paar Angaben zur Ausstellung und dem Begleitprogramm inklusive Führungen von der Stadt Neuwied:
„Zur Ausstellung, die bis zum 30. Dezember zu sehen ist, gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm. So finden an den Sonntagen, 18. September, 2. Oktober, 6. November und 4. Dezember jeweils um 14 Uhr Führungen statt.
Interessierte melden sich unter der E-Mail stadtgalerie@neuwied.de an. Zudem stehen zwei Filmvorträge auf dem Programm. „Ein Stuhl geht um die Welt – Michael Thonet aus Boppard“ heißt ein Film von Utz Kastenholz, der am Donnerstag, 8. September, 19 Uhr, gezeigt wird. Kurator Sebastian Jacobi wird an dem Abend anwesend sein, um noch detailliertere Informationen zu geben und Hintergründe zu beleuchten.
Die aus Neuwied stammende Filmemacherin Sigrid Faltin präsentiert am Donnerstag, 22. September, 19 Uhr, ihren Film „Frank Lloyd Wright – Der Phönix aus der Asche“. Faltin hat für ein Buchprojekt, in dem auch das Guggenheim Museum in New York eine große Rolle spielt, über den Architekten Frank Lloyd Wright geforscht. Auch sie wird ihren Film mit Hintergrundwissen bereichern. Das weitere Beiprogramm wird in den städtischen Social-Media-Kanälen veröffentlicht.
Die Öffnungszeiten der Stadtgalerie Mennonitenkirche an der Schlossstraße 2 sind: Mittwoch bis Freitag 14 bis 18 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertage 12 bis 18 Uhr, Gruppen nach Vereinbarung. Infos unter Telefon 02631 206 87 (Galerie) oder 02631 802 494 (Büro), E-Mail stadtgalerie@neuwied.de. Der Eintritt kostet für Erwachsene 5 Euro, ermäßigt 4,50 Euro, Kinder ab 12 Jahren zahlen 2 Euro. Weitere Infos im Internet unter www.neuwied.de/galerie.html.“