Mit den Römern war nicht nur der Weinbau, sondern auch das Christentum an den Rhein gelangt. Die Glaubenslehre sollte bis etwa 1850 zum regelmäßigen Zankapfel in der Region werden. Die Menschen in diesem Bereich des Rheintals, also auch die der rechtsrheinischen Seite, gehörten wahrscheinlich zum Pfarrverband Andernach. So auch am 03. November 1022, als der Name Irlich, oder besser gesagt „Irlocha“, erstmals urkundlich erwähnt wurde. Hier war zu lesen, dass Kaiser Heinrich II, dem Bischof und der Kirche zu Bamberg, das Gut Irlocha übergebe. Der Kaiser hatte Irlich zuvor wohl von Erzbischof Poppo von Trier als Geschenk erhalten. Somit waren zumindest die weltlichen Besitztümer geklärt. Geklärt ist auch der erste Nachweis eines Gotteshauses in Irlich. Der Bau wird um das Jahr 1.200 vermutet. Nachweislich stand in Irlich im Jahr 1347 eine Kapelle, ein Gedenkstein an der Ecke Wollendorfer Straße/Rodenbacher Straße erinnert heute noch an ihren Standort. Zuvor waren die Irlicher zu den Gottesdiensten nach Feldkirchen gepilgert. Schon 1322 wurde der Weg dorthin als „Kirchgraben“ bezeichnet, einer Straße, die noch heute existent ist und den die Gläubigen jeden Sonntag zurücklegten.
Foto: Archiv Rolf Wienen
Die Zeiten selbst waren wirtschaftlich schwierig. Die Menschen galten als „Leibeigene“, hierdurch wurde das Leben, einschließlich der Hochzeiten, von Oben bestimmt., so eben auch die Glaubenslehre. Um 1550 wurde die einheitliche christlich-katholische Basis der Religion erschüttert. Während sich in den umliegenden Orten die neue protestantische Glaubenslehre mehr und mehr durchsetzte, blieb Irlich katholisch und somit Zankapfel zwischen Kurköln und Trier, ein Zustand, der sich in den folgenden 300 Jahren nicht veränderte. Irlich galt als Enklave dieser Zeit.
Foto Richard Weber, Irlich
So hatten Irlicher sogar einen eigenen Zugang zum Friedhof an der Feldkirche, um ihre Verstorbenen zu bestatten, zumindest so lange, wie der dortige Friedhof noch mit genutzt werden durfte. Die Lage verschärfte sich allerdings ab 1636, da Trier immer mehr darauf bedacht war, den katholischen Glauben in seinem Einflussbereich zu verstärken. So wurde u.a. ein Irlicher Bürger erstmals dafür bestraft, dass er sein Kind auf dem Friedhof in Feldkirchen zu Grabe trug. Dies wiederum bedeutet, dass in diesem Zeitraum erstmals auch in Irlich ein geweihter Ort (1630) entstanden war, wo die Gläubigen ihre Angehörigen beerdigen konnten. Der Gottesdienst dagegen wurde schon länger in der Sankt Georg Kapelle abgehalten. Diese war im Jahre 1662 in den Rang einer Pfarrkirche gehoben worden. Aber mit den Jahren war die Kapelle, trotz mehrfacher Erneuerungen und Erweiterungen, nicht mehr zeitgemäß. Zum einen war die Bevölkerungszahl in Irlich so gewachsen, dass sie nicht mehr alle Gläubigen aufnehmen konnte und zum anderen war der bauliche Zustand mehr als bedenklich. Das kleine Gotteshaus hatte nach rund 600 Jahren Bestehens ausgedient und wurde 1894, nachdem sie nach ihrer Profanierung noch als Strohscheune gedient hatte, abgerissen.
Foto: Facebookseite Irlich am Rhein
Für die Irlicher kein Grund zur Traurigkeit. Sie konnten zu diesem Zeitpunkt ihre heilige Messe bereits seit fast 60 Jahren in der neuen Kirche feiern, auch wenn diese noch immer nicht ganz fertiggestellt war. 1836 wurde die Peter und Paul Kirche, nach dreijähriger Bauzeit, geweiht. Der Friedhof war bereits ein Jahr zuvor entstanden. Es folgte 1915 dann auch der Kirchturm, sodass endlich, nach 79 Jahren, der Bau vollendet werden konnte. Mittlerweile hat die Kirche auf dem Berg seit über 180 Jahren ihren festen Platz im mittleren Rheintal, weithin sichtbar, egal welches Fortbewegungsmittel man auch wählt.
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