Die IG Metall Neuwied lud gemeinsam mit dem DGB zu einem beeindruckenden Theaterstück am 07. November 2018 in die VHS Neuwied ein.
Es gab ein satirisch-witziges und böses Stück zur schönen neuen Arbeitswelt. Teilweise so böse, dass einem das Lachen im Hals stecken blieb.
Die beiden Darsteller entführten einen von der ersten bis zur letzten Minute.

Die Consulterin Janine Baumann (Martina Frenzel) mit der Angestellten Bettina Zimmer ( Signe Zurmühlen)

„Yes-we burn“ – zeigt ein Stück unserer heutigen Arbeitswelt – Brennen bis zum Burn Out und lässt die Zuschauer dabei nicht außen vor. Die Firma – der Global-Player Streichholz Union veranstaltet eine Jubiläumsfeier und die Consulterin Janine Baumann, gespielt von Martina Frenzel, bereitet Sie darauf vor. Zeitlich wird alles perfekt eingetaktet und erst einmal werden Sie darauf hingewiesen, dass Sie nicht wie vorgeschrieben „agil“ sitzen.

Ein gespanntes Publikum wohnte dem Theaterstück „Yes-we-can“ bei


Sie spielt das so perfekt, dass man die freundlich lächelnde, dominant auftretende Consulterin beim ersten Anblick schon als sehr unsympathisch empfindet und sich innerlich in eine Schutzhaltung begibt. Und auch den letzten Zuschauer bewegt sie mit ihrer Art dazu, brav die Füße nebeneinander zu stellen und auf Aufforderung die Arme nach oben zu reißen. Motivation und die richtige Taktung ist alles – schließlich will ja keiner Schuld daran haben, wenn Arbeitsplätze verloren gehen, denn die Globalisierung bedroht unsere Märkte.

Die beiden beeindruckten mit einer sehr deutlichen Körpersprache


Bettina Zimmer, gespielt von Signe Zurmühlen, ist die überlastete Angestellte mit Kind. Eigentlich noch krankgeschrieben – NEIN – kein Burn Out, nur eine klitzekleine Erschöpfungsdepression. Wir sehen ihr zu, wie sie versucht das übergroße Arbeitspensum, das ewige Telefonklingeln zu bewältigen. Hilfreich eilt ihr die Consulterin als wahrer Störenfried immer wieder zur Seite. Bettina sei selbst schuld, wenn sie das Arbeitspensum nicht schafft, sie sei eben nicht im richtigen Flow. Erst einmal muss sie Entspannungsübungen machen. Gleichzeitig klingelt immer wieder das Telefon.
Und der Druck wird immer stärker. Ab nächsten Samstag hat sie Urlaub und ihrem Sohn versprochen, etwas mit ihm zu unternehmen. Also muss nicht nur die Zeit der Krankheit nachgearbeitet, sondern die Zeit des Urlaubs zusätzlich vorbereitet werden. In der ganzen Situation ist Bettina Zimmer zwar hektisch, aber hoch motiviert und freudig. Weiterer Druck kommt schließlich auch noch von ihrer Kollegin - auch der Samstagabend ist auf einmal verplant – und der Urlaub?
Die beiden Protagonisten spielen das so gut, dass der Zuschauer jeden Moment mitfühlen kann. Satirisch, komisch und zynisch – und manchmal weiß man wirklich nicht mehr, ob man lachen soll.

Es durfte diskutiert werden


Nach dem Theaterstück gab es noch Möglichkeit zur Diskussion. Die Zuschauer wurden gefragt, ob sie so etwas auch kennen. Dabei ging es auch um das Instrument der indirekten Steuerung. Dabei sollen die Mitarbeiter sich selbst organisieren und steuern; die Führungskraft hält sich dabei mit Hilfe und Entscheidungen eher zurück, so dass unter den Mitarbeitern ein „Wir müssen das regeln, wir sind verantwortlich“ entsteht.

Insgesamt eine sehr gelungene Veranstaltung, die nachdenklich machte.