Der Maler mit dem durchdringenden Blick
Ausstellung im Roentgen-Museum zum 100. Geburtstag (*20.04.1917, gestorben 13.10.2005)

Die Vernissagen im Roentgen-Museum sind immer sehr gut besucht; doch dieses Mal reichten nicht nur die drei Räume nicht aus, selbst im Vorraum standen die Zuschauer bis hinunter zur Treppe, was leider ab und an zu Störungen führte, wenn Besucher gerade zu Ende sich die Ausstellung in Ruhe anschauen wollten und die Treppe rauf und runtergingen.


Das Eröffnungswort hatte Landrat Rainer Kaul, der sich über die zahlreichen Besucher freute. Er erzählte, dass das Roentgen- Museum und die Stadt Neuwied für Karl Bruchhäuser nicht nur am Anfang eine Anlaufstelle waren. Erst beteiligte er sich an regelmäßig an den Jahreskunstausstellungen, danach gab es zahlreiche Einzelausstellungen.
Karl Bruchhäuser 1946 kam nach dem Krieg aus amerikanischer und englischer Gefangenschaft nach Neuwied, wo sein Vater Landrat wurde. Er hatte vier Söhne, wobei einer leider 2015 gestorben ist. Alle drei Söhne waren bei der Ausstellungseröffnung anwesend und schilderten ihre Erfahrung mit dem Künstler und Vater. Dabei erwähnten sie diesen durchdringenden Blick. Manchmal war er gut und tat gut, manchmal auch nicht. Und man wusste auch nicht immer warum. Dies erzählte auch Frau Dr. Ulrike Fuchs, die ihn in den späteren Jahren besuchte.
Laut seinen Söhnen war dies seine Art, er wollte durchblicken, den Dingen auf den Grund gehen. Und dies fand auch in seiner Malerei Ausdruck.
Karl Bruchhäuser setzte sich zu Lebzeiten sehr mit der Kunst auseinander, traf bedeutende Maler, setzte sich mit deren Interpretation auseinander und lernte. Er war Gründungsmitglied der „Arbeitsgemeinschaft Bildender Künstler am Mittelrhein“ (AKM) und des „Berufsverbandes Bildender Künstler Rheinland-Pfalz“ (BBK).
Durch den zweiten Weltkrieg wurde er aus dem Studium an der Kunstakademie Düsseldorf gerissen. Aber selbst im Krieg und in der Gefangenschaft hat er es geschafft mit einem Skizzenblock Dinge festzuhalten. Als er zurückkam, war es die Zeit, in der alle Hunger nach Kultur hatten. Selber schaffen, selber sehen. Verarbeitung des Erlebten, dann aber auch die Entdeckung des Schönen, der Schöpfung. Auch wenn viele Künstler damals die Abstraktion wählten, um das unbegreifliche zu gestalten, war er immer ein Verfechter der gegenständlichen Malerei.


1948 verfasste er sogar ein Manifest an alle Künstler: „Eine Kunst, die sich selbst schon in der Auflösung befindet, kann gar nichts mehr festigen in uns.“ Damit kam er bei den abstrakt malenden Künstlern nicht sehr gut an, trotzdem blieb er konsequent an seiner gegenständlichen Malerei.
Durch den Krieg hatte er nicht die Möglichkeit einer umfassenden Ausbildung und war mehr oder weniger Autodidakt. Er entschied sich auch gegen eine feste Anstellung als Zeichenlehrer, bekam aber dann 1954/55 in Salzburg ein Stipendium, dass ihm Unterricht bei Oskar Kokoschka ermöglichte. Dies führte zu einer Änderung der Farbpalette und einem leichteren Pinselstrich.
Er unternahm noch zahlreiche Kunstreisen und ließ sich 1964 als freischaffender Maler in Woldert im Westerwald nieder.
Seine Werke waren in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen.
Heute gibt es in Steimel, einem Nachbarort zu Woldert, die Bruchhäuser Stiftung zu sehen, mit zahlreichen seiner Werke.
In der Ausstellung zu seinem 100. Geburtstag sind circa 60 Werke zu sehen.
Die Ausstellung ist bis zum 4. Juni während den Öffnungszeiten im Roentgen-Museum zu sehen.


Begleitprogramm zur Ausstellung im Roentgen-Museum:
Sonntag, 30. April 2017, 14-17 Uhr
„Tag der offenen Tür“ mit Kabinett-Ausstellung „Zustiftungen“
Bruchhäuser Stiftung, Haus Neitzert, Lindenallee 10, 57614 Steimel/Westerwald

Führungen:
Sonntag, 23.04.2017, 14.30 Uhr
Sonntag, 14.05.2017, 14.30 Uhr

Öffnungszeiten des Roentgen-Museums Neuwied:
Di.-Fr. 11-17 Uhr, Sa. + So. 14-17 Uhr, samstags freier Eintritt
montags und Karfreitag geschlossen

Öffnungszeiten Haus Neitzert:

Das Haus Neitzert mit der Gemäldesammlung Bruchhäuser ist jeden Sonntag, außer am 1. Sonntag im Monat, von 14:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Die Ausstellung kann kostenlos besucht werden.
Außerhalb der genannten Öffnungszeiten ist eine Besichtigung nach telefonischer Voranmeldung unter 02684-979395 möglich.

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