Das war die Frage, die Paul P. Baum zu Anfang der Veranstaltung in der Feldkirche Neuwied stellte.
Hier wurde der am Mittwoch, den 2. Oktober 2013 der Stummfilm "Faust" mit herrlicher Orgelbegleitung der Kantorin Christine Marx gezeigt.
Und der Film passt zur Kirche. Handelt er doch von Glaubenszweifeln, Depression bis hin zur Ohnmacht, Verführung und falsche Versprechen. Und doch siegt die göttliche Hand über Mephisto letztendlich durch die Liebe. Auch wenn Gretchens Schicksal einen an der Liebe zweifeln lässt.

Die stimmungsvoll beleuchtete Feldkirche war gut gefüllt

Sie verliebt sich in einen schönen jungen Mann, dem die Jugend vom Teufel geschenkt wurde, wird verraten und bekommt ein uneheliches Kind. Ihre Liebschaft fliegt auf, weil Mephisto die beiden verrät. Ihr Familie kommt dabei um, und sie selbst wird als Hure an den Pranger gestellt. Später sieht man sie alleine mit dem Kind durch den Schnee irren. Hilfe wird ihr verwehrt. Das Kind stirbt. Sie selbst wird als Kindsmörderin verurteilt.
Faust selber, von Mephisto zur Flucht angestachelt, weil Gretchens Bruder beim Duell den Tod fand, findet erst wieder zu ihr, als sie auf dem Scheiterhaufen steht. Sie erkennt ihn und seine Liebe, und er verbrennt mit ihr.


Kantorin Christine Marx an der Orgel in der Feldkirche. Mit Blick auf dem Film intoniert sie perfekt die passende musikalische Begleitung

Alles fing mit einer Wette an, der Teufel sollte die Welt sein eigen nennen können, wenn Faust ihm seine Seele verpfändet. Er schickt der Welt die Pest. Faust, der sich bisher nur in seinen Büchern vergraben hatte und dem "Wissen" vertraut hatte, ist hilflos und ohnmächtig. Ein Kirchenmensch verkündet: "lebt gottesfürchtig und Euch wird nichts geschehen" und kommt im nächsten Moment um.
Die verhängnisvolle Saat ist gelegt und der Teufel lockt mit einem Probetag. Faust in seiner Ohnmacht und Depression lässt sich darauf ein. Mit der Gabe der Jugend scheint es, als sei Faust dem Mephisto in die Falle getappt.
Und so fordert nach dem Tod von Faust der Teufel sein Recht ein. Doch durch die Liebe, die Faust entwickelt hat, hat der Teufel seine Wette verloren.

Schon beim Eintreffen in die Kirche wurde man mit stimmungsvollem blauen Licht begrüßt. Und es hat sich wohl herumgesprochen, dass die Musik von Christine Marx ein musikalischer Hochgenuss ist, denn die Kirche war gut gefüllt - und das bestimmt nicht nur wegen einem Stummfilm.
Aber man unterschätzt gerne die alten Filme. Durch die Reduktion auf Schwarz-Weiß und der Verzicht auf den Ton entsteht noch viel mehr Intensität der Bilder. Die musikalische Improvisation war perfekt abgestimmt.
Frau Marx versprach für das nächste Jahr weitere musikalische Ereignisse - auch wieder einen Stummfilm.
Das ist jetzt schon ein Geheimtipp!


Paul P. Baum bei seinen einführenden Worten zur Veranstaltung


Fotos und Text: Elke Döbbeler
Foto unten: Emil Jannings als Mephisto auf dem Abschlussbild des Filmes "Faust"